Samstag, 17. November 2012

Eine Ausbildung für die Ausbildung


Das Volontariat ist die Berufsausbildung zum Redakteur. Denn: Um Redakteur zu sein, reicht es nicht, einen journalistischen Studienabschluss in der Tasche zu haben. Trotz Master-Abschluss oder Journalistenschule ist man mit Mitte 20 für Redaktionen nur ein möglicher Auszubildender. Das wirkt sich natürlich besonders auf das Gehalt aus. Während die Bewerber, die sich auf Marketing oder Management spezialisiert haben, in ihrer Bewerbung Einstiegsgehälter von um die 40.000 Euro angeben können, muss man als zukünftiger Journalist mit einem schmalen Ausbildungsgehalt vorlieb nehmen. Lehrjahre sind eben keine Herrenjahre. Aber was genau lernt man bei einem Volontariat? Eigentlich nichts Neues, man sammelt nur Erfahrung. Erste Berufserfahrung. Also das, was man üblicherweise auch mit seiner ersten festen Stellen beabsichtigt.

Auch anderswo gibt es die Situation, dass man nach einem Studium erst mal noch eine weitere Phase braucht. Z.B. brauchen Lehrer und Juristen ein Referendariat. Das gehört aber fest zur Berufsausbildung. In der Wirtschaft kennt man seit gut zwanzig Jahren die sogenannten Traineeprogramme. Die dienen zur Orientierung, um verschiedene Bereiche des Unternehmens kennenzulernen. Dafür zahlen Unternehmen aber genausoviel, wie für einen Berufsanfänger – rund 40.000 Euro. Ein Volontär bei den Medien kommt dagegen nur auf rund die Hälfte, 20.000 Euro. Klar, ein Volontariat ist ja auch eine Ausbildung.

Noch schlimmer trifft es die, die nicht mal ein Volontariat bekommen. Die Erfahrung mit Bewerbungen in den Medien zeigt, viele Personaler versuchen die Bewerber erst mal in ein Praktikum zu leiten. Man muss sich ja schließlich kennenlernen. Das geht natürlich nicht während eines zweijährigen Volontariats. Wenn Personaler allerdings nur Bewerber einstellen, die das Unternehmen schon kennt, wird es schwierig mal neuen Wind in die angestaubten Abteilungen zu bringen. Und das gilt besonders für die (Print-) Medien, denen nach und nach die Leser weglaufen.

Die Auflagen der Tageszeitungen gehen zurück. Den Sprung zum Onlinemedium bekommen nur die Wenigsten hin. Das ist nicht verwunderlich, wenn Bewerber, die vielleicht mal neue Ideen hätten, schon früh ausgebremst werden. Sie erhalten trotz ihrer Erfahrung mit neuen Medien nicht mal die Chance auf ein Bewerbungsgespräch. Dafür müssten sie ja in der Redaktion durch ein Praktikum oder freie Mitarbeit schon bekannt sein.

Man hat fast den Eindruck die Tageszeitungen haben sich wie dereinst die Dinosaurier oder letztlich erst die Hersteller von Diafilmen und Fotokameras mit ihrem langsamen Aussterben abgefunden. Neue Ideen zögern das ja nur hinaus. Außerdem stören sie beim stillen Warten auf das Ende. 

Anja Bertele

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