Dienstag, 13. November 2012

Flexibilität ist das Zauberwort - Ein Erfahrungsbericht von der Bewerber-Front


Mehr denn je fordern Unternehmen Flexibilität von ihren Mitarbeitern. Ob zeitlich oder räumlich, egal wo und wann der Arbeitgeber nach seinen Vasallen verlangt: sie haben verfügbar zu sein. Möglich machen das vor allem Smartphones, Notebooks und Tabloids. Der E-Mails checkende Manager am Strand von Mallorca ist längst keine Ausnahme mehr. Auf der anderen Seite stehen Unternehmen, die oft jegliche Flexibilität vermissen lassen.

Im Oktober fand ich im Internet eine Stellenausschreibung. Ein regionaler Radiosender suchte kurzfristig für November einen Volontär. Da ich zu der Zeit auf Jobsuche war, machte ich mich sofort an die Bewerbung. Allerdings musste ich als frühestmöglichen Eintrittstermin den Juli des folgenden Jahres angeben, da ich erst dann mit meinem Master-Studium fertig sein würde. Statt einer konkreten Bewerbung auf die angebotene Stelle, handelte es sich bei mir also eher um eine Art Initiativ-Bewerbung.

Prompt nach dem Versand meiner Unterlagen, bestätigte mir der Personaler des Radiosenders den Eingang meiner Bewerbung. Jedoch versehen mit der Anmerkung, meine Bewerbung noch nicht zu prüfen. Vielmehr wollte er meine Bewerbung aufbewahren, bis die nächste Ausschreibung eines Volontariats stattfindet. Somit war ich der erste Bewerber für den Volontärsposten im November des Folgejahres. Zwischen dem von mir erhofften Eintrittstermin und dem Plan des Personalers lagen also nur lange drei Monate.

Speziell im Journalismus wird viel Flexibilität verlangt. Einsätze am Abend, am Wochenende oder am frühen Morgen sind tägliche Routine. Der beschriebene Radiosender verlangt dies, zu Recht, auch von seinen Redakteuren und Volontären. Aber ist es zu viel verlangt, wenn sich ein Bewerber auch ein wenig Flexibilität vom Unternehmen wünscht? Vor allem wenn es nur darum geht, den Termin für den Jobeinstieg ein bisschen zu verschieben.

Eine weitere Erfahrung mit der Unflexibilität von Unternehmen im Umgang mit Bewerbern machte ich mit einem 500-Mann starken Betrieb aus dem Norden Deutschlands. Als ich mich nach Einstiegsmöglichkeiten im Bereich Unternehmenskommunikation beim Personaler erkundigte, schlug er mir eine Initiativ-Bewerbung vor. Das Feedback auf meine Bewerbung war positiv. Allerdings bat mich der Personaler darum, ihm die gleiche Bewerbung ein halbes Jahr später noch einmal zuzusenden. Ein dreiviertel Jahr vor dem gewünschten Eintrittstermin war es dem Personaler nämlich nicht möglich, den Personalbedarf einzuschätzen. Dass Bewerber binnen sechs Monaten möglicherweise bereits einen anderen Arbeitgeber gefunden haben könnten, kam dem Personaler auch im Hinblick auf den steigenden Fachkräftemangel nicht in den Sinn.

Alexander F. Ott

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