Mehr denn je fordern Unternehmen Flexibilität von ihren
Mitarbeitern. Ob zeitlich oder räumlich, egal wo und wann der Arbeitgeber nach
seinen Vasallen verlangt: sie haben verfügbar zu sein. Möglich machen das vor
allem Smartphones, Notebooks und Tabloids. Der E-Mails checkende Manager am
Strand von Mallorca ist längst keine Ausnahme mehr. Auf der anderen Seite
stehen Unternehmen, die oft jegliche Flexibilität vermissen lassen.
Im Oktober fand ich im Internet eine Stellenausschreibung.
Ein regionaler Radiosender suchte kurzfristig für November einen Volontär. Da
ich zu der Zeit auf Jobsuche war, machte ich mich sofort an die Bewerbung.
Allerdings musste ich als frühestmöglichen Eintrittstermin den Juli des
folgenden Jahres angeben, da ich erst dann mit meinem Master-Studium fertig
sein würde. Statt einer konkreten Bewerbung auf die angebotene Stelle, handelte
es sich bei mir also eher um eine Art Initiativ-Bewerbung.
Prompt nach dem Versand meiner Unterlagen, bestätigte mir
der Personaler des Radiosenders den Eingang meiner Bewerbung. Jedoch versehen
mit der Anmerkung, meine Bewerbung noch nicht zu prüfen. Vielmehr wollte er
meine Bewerbung aufbewahren, bis die nächste Ausschreibung eines Volontariats
stattfindet. Somit war ich der erste Bewerber für den Volontärsposten im
November des Folgejahres. Zwischen dem von mir erhofften Eintrittstermin und dem
Plan des Personalers lagen also nur lange drei Monate.
Speziell im Journalismus wird viel Flexibilität verlangt.
Einsätze am Abend, am Wochenende oder am frühen Morgen sind tägliche Routine.
Der beschriebene Radiosender verlangt dies, zu Recht, auch von seinen
Redakteuren und Volontären. Aber ist es zu viel verlangt, wenn sich ein Bewerber
auch ein wenig Flexibilität vom Unternehmen wünscht? Vor allem wenn es nur
darum geht, den Termin für den Jobeinstieg ein bisschen zu verschieben.
Eine weitere Erfahrung mit der Unflexibilität von
Unternehmen im Umgang mit Bewerbern machte ich mit einem 500-Mann starken
Betrieb aus dem Norden Deutschlands. Als ich mich nach Einstiegsmöglichkeiten
im Bereich Unternehmenskommunikation beim Personaler erkundigte, schlug er mir
eine Initiativ-Bewerbung vor. Das Feedback auf meine Bewerbung war positiv. Allerdings
bat mich der Personaler darum, ihm die gleiche Bewerbung ein halbes Jahr später
noch einmal zuzusenden. Ein dreiviertel Jahr vor dem gewünschten
Eintrittstermin war es dem Personaler nämlich nicht möglich, den Personalbedarf
einzuschätzen. Dass Bewerber binnen sechs Monaten möglicherweise bereits einen
anderen Arbeitgeber gefunden haben könnten, kam dem Personaler auch im Hinblick
auf den steigenden Fachkräftemangel nicht in den Sinn.
Alexander F. Ott
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