Montag, 19. November 2012

Verlässlichkeit und Pünktlichkeit

Hochgelobte Tugenden, wie Verlässlichkeit und Pünktlichkeit scheinen vielen Bewerbern, aber auch Personalern abhanden gekommen zu sein. Bewerber kommen schon mal zu spät zum Bewerbungsgespräch, oder noch besser, erscheinen trotz Zusage erst gar nicht. Vielfach musste ich jedoch die Erfahrung machen, dass Personaler sich nicht an ihre eigenen Fristen halten.

Vor kurzem war ich zu einem Bewerbungsgespräch bei einer PR-Agentur eingeladen – ich war natürlich pünktlich zum vereinbarten Termin dort! Am Ende des Gesprächs sagte mir der Personaler, er werde noch mit ein, zwei weiteren Bewerbern sprechen. Seine Entscheidung wollte er mir bis zum Ende der Woche, also innerhalb von drei Tagen mitteilen. Der Freitag verstrich. Immer wieder schaute ich angespannt in meinem Posteingang nach neuen E-Mails. Nichts passierte. Aus meiner Erfahrung als Bewerber auf Jobsuche wusste ich schon, dass es Einige mit Fristen nicht so genau nehmen. Endlich war das Wochenende vorbei – das sagt man wohl nur, wenn man auf eine Antwort des Personalers wartet – und ich verbrachte erneut einige Zeit vor dem Rechner, um auf die erlösende Antwort des Personalers zu warten. Wieder nichts. Es verstrichen insgesamt zwölf Tage, bis tatsächlich eine E-Mail von der Agentur einging.

Ich habe absolutes Verständnis dafür, dass Personaler sich Kandidaten, die in ihren Augen zweite Wahl sind, warm halten wollen, bis die Unterschrift des Wunschkandidaten vorliegt. Dann verstehe ich jedoch nicht, warum man dem Bewerber nicht sagt: „Wir melden uns in-nerhalb von zwei Wochen.“ Zwar ist es für keinen Bewerber schön, nach dem Bewerbungs-gespräch 14 Tage auf ein Ergebnis zu warten. Doch habe ich die Erfahrung gemacht, dass es so immer noch angenehmer ist, als wenn ein Personaler seine eigens vorgegebenen Fristen nicht einhält.

Aus dieser Erfahrung ergibt sich für mich allerdings eine neue Frage: Könnte es sein, dass Personaler sich absichtlich nicht während der vereinbarten Zeit melden? Ist das ein weiterer Test, dem sich der Bewerber stellen muss? Verstehen würde ich es, auch wenn ich es nicht nachvollziehen kann. Vielleicht möchten Personaler testen, ob der Bewerber wirklich an der Stelle interessiert ist. Nach dem Motto, ruft der Bewerber drei Tage nach Fristablauf nicht an, will er den Job nicht wirklich. Ich kann nur von mir sprechen, aber: Liebe Personaler, wenn ich mich bewerbe, will ich den Job!

Wenn dies tatsächlich ein Test für die Bewerber auf Jobsuche ist, könnte auch meine folgende Erfahrung ein Test sein: Ich habe mich bei einem großen Unternehmen im Ruhrgebiet initiativ auf ein Volontariat beworben, da ich keine passende Stellenausschreibung fand. Der nette Personaler hatte mir zuvor geschrieben, dass eine solche Bewerbung absolut erwünscht sei. Kurz nach dem Eingang meiner Bewerbung erhielt ich umgehend eine Rückmeldung. Der Personaler bedankte sich für meine Bewerbung und schrieb, dass er mich unaufgefordert informieren würde, sobald die Entscheidung im Unternehmen getroffen worden ist, ob im kommenden Jahr ein Volontariat angeboten wird. Diese letzte Mail des Personalers ist mittlerweile, vier Wochen alt.
 
Alexander F. Ott    

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